C. Gutscher-Schmid: Nelken statt Namen

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Titel
Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister


Autor(en)
Gutscher-Schmid, Charlotte
Erschienen
Bern 2007: Benteli Verlag
Anzahl Seiten
278 S.
Preis
€ 65,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Kathrin Utz Tremp, Staatsarchiv Freiburg

Seit rund zwanzig Jahren beschäftigt sich die Berner Kunsthistorikerin Charlotte Gutscher-Schmid mit den Nelkenmeistern, mit jenen Malern also, die am Ende des 15. Jahrhunderts im Raum der schweizerischen Eidgenossenschaft wirkten und ihre Werke mit Nelken statt mit ihren Namen signierten. Im Jahr 1999 erschien, ebenfalls bei Benteli, ein erstes Werk über den Hochaltar der Franziskanerkirche in Freiburg i.Ü., das älteste Werk der Nelkenmeister (Albrecht Nentz und Bertholomäus Rutenzweig), als Gemeinschaftsarbeit von Charlotte Gutscher und Verena Villiger.1) Die Erstere wandte sich in der Folge den Berner Nelkenmeistern zu und promovierte 2002 an der Universität Bern mit einer Dissertation über «Die Berner Nelkenmeister. Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Maltradition Berns und deren Wurzeln in Basel». Für die Publikation wurde die wissenschaftliche Arbeit in das vorliegende Buch umgearbeitet, das auch eine breitere Leserschaft ansprechen soll – und dies auch tut. Entstanden ist ein sehr gefälliges, lesbares und reich illustriertes Buch, das in dieses älteste Kapitel der Berner Malereigeschichte einführt. Die Berner Nelkenmeister begnügten sich jedoch nicht nur mit Tafelmalerei, sondern führten auch Wandmalereien aus: 1495 am Lettner der Berner Dominikanerkirche (heutige Französische Kirche), drei Jahre später im so genannten Sommerrefektorium des gleichen Klosters und schliesslich in der 1494 begonnenen Spitalkirche der Antoniter an der heutigen Postgasse. Während die Malereien am Lettner der Dominikanerkirche erhalten sind, wenn auch wahrscheinlich in überrestauriertem Zustand, sind diejenigen im so genannten Sommerrefektorium des Dominikanerklosters und in der Antoniterkirche zu ihrer Zeit abgetragen worden, sodass die Autorin die eindrücklichen Bildprogramme in mühsamer Puzzlearbeit erst rekonstruieren musste. Anhand der Bildprogramme am Dominikanerlettner und in der Antoniterkirche haben Charlotte Gutscher und die Rezensentin seinerzeit auch interdisziplinär zusammengearbeitet.2) Die Resultate, die Charlotte Gutscher hier nun allein präsentiert, lassen sich durchaus sehen und ergänzen die relativ spärlich fliessenden schriftlichen Quellen aufs Beste bzw. führen darüber hinaus. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass die Autorin in den gleichen zwanzig Jahren, in denen sie sich den Nelkenmeistern widmete, vier Kinder grossgezogen hat. Jetzt, da die Kinder erwachsen sind, könnte sie, nach den Freiburger und Berner, auch noch die Zürcher und Badener Nelkenmeister in Angriff nehmen. Erste Ansätze zu einem entsprechenden Projekt finden sich im letzten Kapitel des vorliegenden Buchs. Es ist den Malern gewidmet, die mit einer Nelke und einer Rispenblüte (möglicherweise ein Lavendelzweig) zeichneten, so 1501 in der Hauptvorhalle des Berner Münsters.

1) Gutscher, Charlotte; Villiger, Verena: Im Zeichen der Nelke. Der Hochaltar der Franziskanerkirche in Freiburg i.Ü. Bern 1999.

2) Gutscher-Schmid, Charlotte; Utz Tremp, Kathrin: «Die Predigerbrueder heilgeten iren drifarben rosenkranz.» Rund um den Lettner der Dominikanerkirche (Französische Kirche). In: Beer, Ellen J. et al. (Hrsg.): Berns grosse Zeit. Das 15. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 1999, S. 489–501 und dies.: «... das Bein abgehowen zuo sant Antoenien.» Die Spitalkirche der Antoniter. In: Beer, Ellen J. et al.

Zitierweise:
Kathrin Utz Tremp: Rezension zu: Gutscher-Schmid, Charlotte: Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister, Bern, Benteli 2007, 278 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 70, Nr. 1, Bern 2008, S. 35f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 70, Nr. 1, Bern 2008, S. 35f.

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